Lockerflockig starten wir heute in den Tag. Keine Eile, keine Hektik. Gemütlich räumen wir unser rolllendes Heim zusammen und machen uns um 8.30 Uhr auf zur polnisch/ukrainischen Grenze. Wir
ahnen noch lange nicht was uns in den nächsten Stunden erwarten wird. Selbst eine 8 Kilometer lange Lastwagen-Kollonne mindert unsere Zuversicht keineswegs. Um 10.07 Uhr stehen auch wir still.
Wir rechnen mal mit so 1,5-2 Stunden. Schliesslich konnten wir ja recht rassig zufahren am polnischen Zoll. Die 1,5 Stunden gehen natürlich bereits schon auf dieser Seite des Zolls dahin. Das
Team „Normal“ erinnert uns immer wieder: Einfach lockerflockig bleiben! Wir sind natürlich noch Meilenweit vom ukrainischen Grenzübertritt entfernt. Die ersten Nachrichten von fehlenden grünen
Versicherungskarten und Bestechungsaktionen von Zöllner mit Schokolade erreichen uns. Wir sind tiptop zuversichtlich. Im Endeffekt werden wir wohl so nach 3-4 Stunden durch sein, kein Problem.
Lockerflockig. Beschäftigt sind wir ja auch. Fische gibt’s zu beobachten, quäkende Autogeräusche von jensten Ukrainern und Polen können analysiert werden und natürlich gibt’s viel zu tratschen.
Bestechung mit Schokolade scheint hier sehr gern gesehen zu sein. Eine Tafel Schokolade müsste nach unserer Rechnung um die 30 € Wert sein. Der Wechselkurs steht zu unserem Gunsten.
Um 15.00 Uhr erreichen wir – lockerflockig – die letzte und härteste Kontrollstelle. Alle müssen aus dem Auto aussteigen und ihre Pässe abgeben. Ein Täfelchen mit einem aufgedruckten,
hyperfreundlichen Zöllnergesicht am Schalter erklärt uns, wie das Verhalten der Grenzkontrollöre sein wird. Freundlich, zuvorkommend, informierend - lockerflockig.
„PUT YOUR SUNGLASSES AWAY, WE ARE A BORDER! AND DON’T SMILE!!“ schreit sie uns zu (zu ihrer Verteidigung: Sonja macht die (un)freundliche Grenzkontrollöse natürlich gleich mal übelst ranzig weil
sie ihre Sonnenbrille noch aufhat und freundlich dreinblickt). Das Täfelchen schein noch nicht lange dort angebracht zu sein. Die Grenzwachtel schein noch keine Zeit zum lesen gehabt zu haben.
Also unsere Schoggi bekommt DIE nicht!! WiWir entschliessen uns dazu unsere lockerflockigkwit nicht mehr ganz so sehr anderen aufzudrängen und dürfen dann die letzte Barriere nach knapp 5,5
Stunden auch tatsächlich passieren. Übrigens scheint die allerletzte Barrieren-Wächterin das Täfelchen schon gelesen zu haben!
Uns steht nun eine endlose Fahrt auf einer 480 km langen, schnurgeraden Fernverkehrsstrasse bevor. Uns fällt schnell auf: Lieblingsautomarken der Ukrainer scheinen Lada zu sein - und
Pferdeanhänger; Plumpsklos sind hier Standard; Kühe werden ausgeführt wie Hunde und eine Hochzeit wird gerne auch mal am Strassenrand mit Autogehuup gefeiert. Alles in allem scheinen die
Ukrainer auch das Täfelchen gelesen zu haben.
Jetzt ist es auch endlich an der Zeit unsere Navigatoren des Tages zu loben. Souverän und auf direktesten Wege hat uns die Nuclear Patrol – entgegen all unserer (berechtigt eher schlechten)
Erwartungen – zum ersten Checkpoint vor Tschernobyl geführt, wo wir übernachten. Es muss für sie höllisch schwierig gewesen sein all die sandigen, holprigen und beinahe undurchdringlichen
Waldwege, die parallel zur langweiligen Teerstrasse verlaufen, zu ignorieren. Wir sind ungemein stolz!
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