Tag 6 – Dublin/Portsmouth

Das morgentliche Erwachen wurde von einer ganzen Tierfarm eingeleitet. Krähen, wiehern, grunzen, muhen, Eiswagenmelodie – der Wecker gab sein bestes. Schnell waren alle auf den Beinen und gemeinsam fuhren wir zum Fährenhafen. Aber natürlich erst nach einem Auto-Gruppenfoto vor kitschiger Kulisse. Männer können eben auch romantisch sein.
Auf der Fähre konnten wir uns den bestestesten Platz überhaupt ergattern. Wir stellten uns unsere eigene Lounge zusammen. Dann führten wir die Charminbrothers in die Kunst des Strickens ein, tranken etwas Fencheltee mit Tabasco, schrieben unsere Tagebücher und lernten wieder neue Gesichter kennen. Wie lange es wohl dauert bis wir alle Rally-Mitglieder einmal gesehen und den richtigen Namen und Karren zugeordnet haben?
In Holyhead angekommen mussten wir nun das Gaspedal durchdrücke um rechtzeitig in Portsmouth und somit auf der letzten Fähre anzukommen. Aber selbstverständlich ohne schneller als 105 km/h zu fahren und dabei nicht 3200 rpm zu überschreiten. Eisernes Gesetz. Da gibt es nichts dran zu rütteln. Wer sich nicht daran hält kassiert böse Blicke und einen Rüffel. Mit unserer kleinen Fahrgemeinschaft – sie bestand aus "Safety First", "Am Hörby sin Papi" und uns – tuckerten wir durch Wales und erfreuten uns trotz des Zeitdrucks an der bombastischen Landschaft. Wir hatten eine prima Hinterwäldlerstrecke erwischt. Nach längerer Suche fanden wir eine 1a Tankstelle. Der alte Tankwart kauerte auf der Schwelle zu seinem Tankhäuschen und hielt gerade ein kleines Nickerchen als wir zufuhren. Er schreckte auf und war sofort auf Zack. Hilfsbereit war er sofort mit Tanken beschäftigt. Die Mädchen fragten ihn nach einem Klo. Er zeigte in die Richtung und stellte gleich klar: Nur eine aufs Mal. Als Sonja um die Ecke blickte traf sie der Schlag. Da war eine schmuddelige Ecke mit einem dreckigen Eimer postiert! Bei genauerer Begutachtung sah sie aber Gott-sei-Dank eine Brett, das scheinbar eine Türe darstellen sollte, und dahinter ein vor Dreck strotzendes Klosett. Nach dem ersten Schreck erschien dieses aber wie ein Thron und mehr als gemütlich. Der Tankwart war so urchig und kommunikativ, da ergriff Sonja die Chance und versuchte ihre Büroklammer gegen etwas Grümpel einzutauschen. Er drückte mir ein Päckchen Paracetamol in die Hand. Die Aktion war also mehr als erfolgreich.
Irgendwo bei Gloucester verpassten wir den Anschluss an die Gruppe und versuchten uns selbst durchzuschlagen. Auch das brockte uns einige schöne Streckenabschnitte ein. Und kamen – gegen alle vermutungen – rechtzeitig in Portsmouth an. Kaum angekommen parkierten sich ein britischer Kia neben uns. Sein Inhalt: das versunken geglaubte Team "The Magellans"! Die freude war gigantisch. Sie konnten tatsächlich nach dem kleinen Zwischenfall mit der Flut ein neues Auto auftreiben. The Magellan II. Was man nicht alles erlebt auf so einer Rally!
Frohen Mutes fuhren wir auf die riesige Fähre und suchten dann erstmal unsere Schlafsessel auf. Die sogenannte Schlafgelegenheit war tatsächlich eher grenzwärtig. In einem Flugzeugsessel, eng zusammengepfercht, sollten wir uns da irgendwie einkugeln. Immerhin konnte man die Lehne um ca. ein viertel Grad schräger stellen wenn man ein kleines Knöpfchen betätigte. Immerhin, eine Dusche war vorhanden. Beim duschen wurde das halbe Bad geflutet, aber sonst war es ganz Okay. Nach unserer lang ersehnten Dusch-Odyssee erhielten wir nur noch ganz knapp die Gelegenheit auf eine warme Mahlzeit. Es war himmlisch! Jetzt musste nur noch ein gemütlicherer Schlafplatz het. In der Bar gab zu unserer Freude riesige Sofas. Man würde da zwar mit Licht schlafen müssen, aber das erschien uns als akzeptabel im Vergleich zu einer Ruhestätte mit hundert anderen schnarchenden Leuten in einem engen Raum. Doch, Doch, das könnte funktionieren!

Fazit: Fähren können ganz schön scheisse sein!

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